Mittwoch, 18. Februar 2009

Das Web in der Westentasche

Die Mobile-Branche ist sich zumindest in diesem Punkt einig: Was die Konvergenz von Geräten und der Mediennutzung wirklich antreibt, ist das Web. Moderne Handys sind ausnahmslos in der Lage, Webseiten darzustellen. Und mit dem Mobile-Browser von Opera, auf vielen Geräten bereits vorinstalliert, gelingt das mittlerweile auch rasch und komfortabel. Das setzt Hochgeschwindigkeitsverbindungen voraus, die zwar noch längst nicht überall bestehen. Doch die Nachfrage wächst. Und von heute vier Milliarden Mobile-Kunden haben bereits 1,5 Milliarden Zugang zu HSPA (highspeed packet access), Tendenz stark steigend.

Allerdings wird es nicht reichen, einfach das heutige Web aufs Handy zu bringen. Damit mobile Internetdienste wirklich nachgefragt werden, müssen Abdeckung, Tempo, Kapazität und Integration in bestehende Systeme stark verbessert werden. Das setzt gewaltige Investitionen voraus, die sich allerdings nicht nur lohnen, wie Sol Trujillo, CEO des australischen Providers Telstra, erklärt, sondern auch refinanzieren lassen: Telstra verdient bereits mehr als ein Drittel mit Webdatenverkehr, Email und SMS nicht eingerechnet. Und die Zukunft? Sie gehört neuen Anwendungen - Feuerwehrleute, die die Ausbreitung von Buschbränden in Echtzeit verfolgen und Löschkapazität zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitstellen können; Ärzte, die Blutdruck, Puls und Herzrhythmus ihrer Herzpatienten überwachen können, ohne sie ins Spital bestellen zu müssen.

Vic Gundotra, Engineering-Vizechef von Google, ortet das Abheben des mobilen Internet im vergangenen Jahr 2008. Weshalb? Die Datenverbindungen wurden gleichzeitig günstiger und schneller. Flatrates hielten Einzug in die Preispläne der Provider. Mit den modernen Browsern von Palm, Apple, Android oder Opera fand das Web zum ersten Mal seinen Weg auf die Handybildschirme. Und neue Anwendungen wie On- und Offlineversionen von Google Mail oder Google Maps (nagelneu: Google Latitude, das auf der Karte, deren Einverständnis vorausgesetzt, auch gleich den Standort von Ehefrau und Freunden darstellt) entsprechen offenkundig einem breiten Bedürfnis.

Und Skype-Chef Josh Silverman ist ganz einfach stolz: Die Skype-Software wurde bisher eine Milliarde Mal heruntergeladen, 400 Millionen nutzen Skype regelmässig für Chat, Telefonie und Videotelefonie. Auf das Konto von Skype gehen mittlerweile 8 Prozent des weltweiten Gesprächsaufkommens. Und dabei schickt sich Skype erst an, die Handys dieser Welt zu erobern, von Flatscreenfernsehern, Autovideo- und Kühlschrankdisplays - alles mögliche Skype-Ziele - ganz zu schweigen. Nächster Schritt: die serienmässige Ausstattung von Nokia-Handys mit Skype, "and much more to follow."